Polstersteinbrech

Saxifraga cespitosa
© Copyright: Jouko Lehmuskallio
    • Wuchsform

      Mehrjährige krautige Pflanze. Dichte Polster bildend.

    • Höhe

      5–15 cm. Stängel wenig belaubt, drüsig behaart, oft rötlich.

    • Blüte

      Blumenkrone strahlig, weiß, manchmal rötlich oder gelblich, grünlich-nervig, ca. 1 cm breit, fünf Blütenblätter, 4–6 mm lang, fast doppelt so lang wie der Kelch. Fünf Kelchblätter. 10 Staubblätter. Gynoeceum am Grund verwachsenblättrig, zwei Griffel, zwei Narben. Blütenstand 1–3-blütige Doldentraube.

    • Blätter

      Als Grundrosette und wechselständig längs des Stängels, kurzstielig. Blattspreite der Rosettenblätter verkehrt eiförmig, drüsig behaart, hellgrün, selten rötlich, 3–5-fach eingeschnitten – gezähnt, Lappen gestutzt. Blattspreite der Laubblätter linealisch, ungeteilt.

    • Frucht

      Zweiteilige Kapsel.

    • Standort

      Felswände, dem Wind ausgesetzte Stellen, Dauerfrostboden, Felsritzen, Schotterflächen, Fjällheiden.

    • Blütezeit

      Juli–August.

    Der Polstersteinbrech ist südlich der Provinz Oulu geschützt.

    Der wissenschaftliche Gattungsname der Steinbrecharten, Saxifraga, ist abgeleitet von den lateinischen Wörtern saxum, „Fels“ und frago, „brechen“. Der heute gebräuchliche finnische Name „rikko“ ist eine Verkürzung der recht wörtlichen Übersetzung. Für den Ursprung des Namens gibt es zwei Erklärungen. Der größte Teil der Steinbreche bevorzugt als Standorte Felsen und oft scheinen sie in den Stein, auf dem sie wachsen, eine Ritze zu machen. Die Erklärung kann auch im Gebrauch der Steinbreche als Heilpflanzen liegen: Zur Zeit der Gestaltlehre glaubte man, dass das Wesen der Pflanze ihre Wirkungen offenläge und so hielt man die Steinbreche für wertvolle Heilmittel bei Blasensteinbeschwerden.

    Der Polstersteinbrech wächst in sehr dichten, fast teppichartig dichten Tuffs. Diese Art des Wachstums schützt die Pflanze vor dem oft ungünstigen nordischen Klima: Die Verdunstung wird verringert, die Wahrscheinlichkeit für durch scharfen Wind und strenge Fröste verursachte Schäden ist geringer und am Grund des Tuffs könnte sich sogar ein wenig Erde ansammeln. Die Art ist wie viele andere Fjällpflanzen auch selbstbestäubend: Die Staubblätter neigen sich über die Narben, um sie mit Blütenstaub zu berieseln. Diese Strategie stellt unter den unsicheren Bedingungen im Fjäll die Samenproduktion und die Fortpflanzung der Gattung sicher, auch wenn nicht alle Blüten von Bestäubern besucht würden. Gleichzeitig ermöglicht es das Überleben sehr kleiner und auch getrennter Vorkommen. Am häufigsten ist der Polstersteinbrech im nördlichsten Lappland, aber auch auf dem Olostunturi bei Muonio gibt es einzelne Bestände. In den engen Tälern im Nordosten Finnlands wächst der Polstersteinbrech zusammen mit vielen anderen für Fjällpflanzen gehaltenen Arten. Der ausnahmsweise kalkhaltige Felsuntergrund und das Mikroklima ermöglichten ihnen, bis heute als Zeugnisse aus einer Zeit zu überleben, als das unter dem Gletscher hervorkommende Land noch eine arktische Tundra war. Beim Polstersteinbrech gibt es kleine getrennte Vorkommen auf Kalkfelsen auch noch weiter südlich, bei Kaavi in Nordkarelien und sogar in Uusimaa bis nach Hyvinkää.

    Verbreitungskarte: Lampinen, R. & Lahti, T. 2021: Kasviatlas 2020. Helsingin Yliopisto, Luonnontieteellinen keskusmuseo, Helsinki.